Landkreis - Die Lage an der Hochwasser-Front hat sich dramatisch
verschärft: Für den Inn erwartet das Landratsamt Rosenheim ein
100-jährliches, für die Mangfall ein 20- bis 30-jährliches
Hochwasser. Gegen 17 Uhr wurde gestern Katastrophenalarm ausgerufen.
Rund 60 Landkreisfeuerwehren und städtische Feuerwehren sowie zahlreiche
Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks kämpfen gegen die Wassermassen
im Inn- und Mangfalltal. Die Scheitelspitze des Inn-Hochwassers wurde um
Mitternacht erwartet. Neben den Feuerwehren ermitteln Mitarbeiter von Eon
ständig die Wasserstände. Besonders bei den Seitengewässereinmündungen
wird mit Überflutungen gerechnet. Ein weiteres Problem wird sich durch
das steigende Grundwasser im gesamten Gebiet ergeben.
Der Scheitelhöhepunkt des Mangfallpegels wird für den Landkreis
(Feldolling) gegen 18 Uhr, für den Stadtbereich Rosenheim gegen 20
bis 21 Uhr erwartet. Es wird nach Auswertung der derzeitigen Pegelstände
mit einem 20- bis 30-jährlichen Hochwasser gerechnet, entsprechend
dem Pfingsthochwasser 1999. Die Behörden gehen derzeit davon aus,
dass die Schutzanlagen wie Deiche und Dämme nicht gefährdet
sind. Im Bereich Mitterhart-Schwaig droht eine Überflutung durch
den Mitterharter Graben. Dort wird derzeit eine leistungsstarke Pumpe
des THW aufgebaut. Es wird trotzdem empfohlen, dort die Keller zu sichern
und Tiefgaragen zu räumen.
Gegen Mittag suchten die Wassermassen bereits Kufstein und Kiefersfelden
heim. Die Inntalautobahn bei Kiefersfelden ist wegen Überflutung
komplett gesperrt. Der Verkehr wird ab Oberaudorf von der Autobahn abgeleitet.
Die Ausreise nach Österreich ist nicht möglich. Die Polizei
empfiehlt Pkw- und Lkw-Fahrern, die Autobahn großräumig zu
umfahren. Die Staatsstraße Kufstein - Kiefersfelden ist ebenfalls
wegen Überflutung gesperrt.
Auch in Kufstein wurde bereits Katastrophenalarm ausgerufen. Der Bahnhof
steht unter Wasser. Auf bayerischer Seite besteht in erster Linie Gefahr
für den tief gelegenen Ortsteil Unterkiefer. Betroffen sind rund
40 Häuser. Der Einsatzleiter der Feuerwehr Kiefersfelden, Werner
Schroller, hofft, dass die Strömung des Inn schnell genug ist, um
die Wassermassen mitzureißen, damit es nicht zu einer Überflutung
kommt. Die Einsatzkräfte warnen die Bevölkerung um Kiefersfelden,
die Indämme zu betreten oder sich in Kellern aufzuhalten. Für
den Gemeindebereich Kiefersfelden wurde eine Trinkwasser-Abkochverfügung
erlassen.
Zahlreiche Straßen sind wegen Überflutung gesperrt: In Rosenheim
ist die Rohrdorfer Straße (Hofleiten) nicht befahrbar. Die Mangfall-Fußgängerbrücke
bei der Firma Gervais wurde gesperrt. Die SS 2359 zwischen Wasserburg
und Schloßberg, Höhe Haidbichl, ist ebenfalls überflutet.
Gleiches gilt für die Verbindungsstraße zwischen Lauterbach
und Rohrdorf. In der Autobahnunterführung Achenmühle steht das
Wasser mittlerweile zwei Meter hoch. Die Verbindungsstraße von Rohrdorf
über Neubeuern nach Nußdorf ist ebenfalls gesperrt. Die Innbrücke
zwischen Neubeuern und Kirchdorf ist unterspült und ebenfalls gesperrt.
Die Staatsstraße 2095 zwischen Bamham und Prutting ist überflutet
und gesperrt, ebenso wie die Kreissstraße zwischen Lehen und Rott,
Ortsteil Mayerbach. Auf der B 15 zwischen Schechen und Rott gibt es in
beiden Richtungen Behinderungen wegen Überschwemmungen. Zwischen
Hochstätt und Feldkirchen ist eine Mure abgegangen.
Nach Angaben der Feuerwehr sind in Tuntenhausen, Rohrdorf und Schechen
sind mehrere Keller voll gelaufen.
Auch in Wasserburg ist die Lage dramatisch. Die Altstadtbrücke ist
gesperrt. Autofahrer werden gebeten, ihre Autos aus Tiefgaragen und Untergeschossen
von Parkhäusern zu entfernen.
Die Polizei warnt davor, die Dämme des Inn zu betreten, da sie aufgeweicht
sind und brechen könnten. In den nächsten Stunden werden die
Pegel weiter ansteigen.
Bilder
vom Hochwasser (Quelle: OVB-Medienhaus, 23.08.2005, Josef Reisner)
Bilder
vom Hochwasser (Quelle: OVB-Medienhaus, 22.08.2005, Fotos: M.Kroneck)
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vom Hochwasser (Quelle: OVB-Medienhaus, 22.08.2005, Fotos: dpa)
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vom Hochwasser (Quelle: OVB-Medienhaus, 22.08.2005, Fotos: Josef Reisner)
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