Landkreis Rosenheim/Söllhuben - „Löschen, Retten, Bergen“,
so lautet der Slogan der Feuerwehren. Das Spektrum an Aufgaben der Wehren
wird immer umfangreicher. Kontinuierlich müssen sich die Helfer mit
neuen Techniken vertraut machen, um entsprechend gerüstet zu sein.
Dies schlug sich auch beim 3. Feuerwehrsymposium nieder, das im Saal des
Gasthauses Hirzinger in Söllhuben stattfand.
Die Themen: Photovoltaik- und Biogasanlagen, die technische Rettung bei
Verkehrsunfällen im Hinblick auf das Vorhandensein von Airbags und
eine neue Taktik beim Löschen von speziellen Bränden.
Das Thema Photovoltaik stellt die Feuerwehren vor neue Herausforderungen.
Um die Anlagen wirtschaftlich möglichst effizient betreiben zu können,
pflastern die Betreiber solcher Anlagen statt Zwischenräume zu lassen
ihre Dächer mit Kollektoren regelrecht zu. Bei einem Brand stellt
das, so Horst Thiem, von der Berufsfeuerwehr München, die Feuerwehren
vor eine schwierige Aufgabe. Weil ein Zugang über das Dach nicht
möglich sei, müsse die Brandbekämpfung von innen erfolgen.
Dabei dürfe nicht übersehen werden, dass bei einem Brand in
der Regel die Kollektoren nicht nur vom Dach sondern in der Hauptsache
nach innen fallen. Vorsicht sei auch geboten, weil die Elemente auf dem
Dach nicht abgeschaltet werden können und an den Leitungen teils
gefährliche Spannung bis über 1000 Volt anstehe. Ziel einer
Neuentwicklung solcher Anlagen müsse es sein, diese komplett abschalten
zu können, sagte Thiem.
Nicht weniger problematisch sind Biogasanlagen. Hier müsse der Feuerwehrmann
auf gefährliches Gas achten und schon bei der Anfahrt die entsprechenden
Sicherheitsabstände einhalten. Solche Anlagen vor allem bei Abfallentsorgern,
dürften im Störungsfall nur mit Pressluftatemgeräten betreten
werden. Referent Andreas Scheibner riet den 330 Teilnehmern, trotz Zeitdruck
besonnen vorzugehen. Dies gelte auch bei Unfällen in Siloanlagen
wo gefährliches Kohlendioxyd entstehe. Auf die so genannten Gasspeicher,
das sind durch Folien abgedeckte Silos, müsse größtes
Augenmerk gerichtet werden. 15 Mal, so der Referent, platzten solche Folien
in Deutschland jährlich. Die Gefahr dabei sei die Tatsache, dass
dieses Gas schwerer als Luft sei und sich in tiefer gelegenen Räumen
breit mache. Dieses Bewusstsein sei zu schärfen, Eigensicherung deshalb
oberstes Gebot.
Die technische Rettung bei Verkehrsunfällen und notwendige neue Strategien
standen ebenfalls auf der Tagesordnung. Gerhard Schmöller von der
Berufsfeuerwehr München, schilderte hier unter anderen die Grundsätze
der Erstversorgung von Schwerverletzten und notwendiger Maßnahmen
beim Abnehmen von Autodächern und der Sicherung des Verletzten. Dies
gelte auch wegen der in den Autos eingebauten Airbag-Anlagen, deren Technik
beim Abtrennen der Holme den Verletzten sowie den Retter schädigen
könnten.
Zeitgemäße Löschtaktik und die dafür notwendigen
Strategien stellte Ingo Stöhr von der Berufsfeuerwehr Ingolstadt
vor. Vor allen die Errichtung von Häusern aus Holz und dem Einsatz
von Druckluftschaum bei der Brandbekämpfung. Die Schaumerzeugung
finde im Löschfahrzeug statt. Anders, als beim herkömmlichen
Luftschaumverfahren wird die zur Verschäumung benötigte Luft
nicht durch das Injektorprinzip am Strahlrohr, sondern in Form von Druckluft
eingebracht. Es wird dem Löschmittelstrom somit keine Energie entzogen,
sondern Energie zugefügt. Der Druckluft-Schaum ist sehr kompakt und
besteht aus vielen kleinen homogenen Einzelblasen. Das Verhältnis
Masse/Oberfläche sei sehr günstig für einen möglichst
intensiven Temperaturaustausch. Dadurch entstehe eine maximale Kühlwirkung.
Mit Hilfe des erhöhten Energiegehalts dringt das Löschmittel
durch die Flammenzone und kühlt den Brandherd direkt. Da wenig Löschwasser
bereits an der Flammenzone verdampft, wird sehr schnell und effizient
gelöscht. Die Wasserdampfbildung ist gering. Es herrsche sehr schnell
bessere Sicht. Wasserschäden seien bei sachgemäßer Anwendung
nicht zu erwarten. Nachteil dieser Technik sei ein wesentlich höherer
Ausbildungsbedarf bei den Maschinisten sowie ein höherer finanzieller
Aufwand. Das wichtigste sei heute eine zeitgemäße Ausbildung.
„Es hat wenig Sinn, einer armen brennenden Waschmaschine mit 400
Litern Wasser zu Leibe zu rücken, wenn mit einem geeigneten Feuerlöscher
dem Problem begegnet werden kann“. Grundsätzlich entscheidend
sei, das Löschmittel nur da hinzubringen wo es wirklich brennt und
nicht durch Wasserschaden die Zahnarztpraxis unter dem brennenden Zimmer
für Wochen außer Gefecht zu setzen, sagte Stöhr.
Bericht und Foto: Josef Reisner
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