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Trainingstag bei Wacker-Chemie in Burghausen



Landkreis Rosenheim / Burghausen - Auch in diesem Jahr bekam der Landkreis Rosenheim einen Trainingstag am 05. Mai 2007 bei Wacker Chemie in Burghausen. Dieses Training gehört zu den Highlights der Gefahrgutsausbildung im Landkreis Rosenheim. Mit einem extra zusammengestellten „Gefahrgut- Zug“ (FW Prien, FW Bernau, FW Bruckmühl, FW Bad Aibling, FW Raubling, FW Heufeld) bestehend aus 2 TLF, 1 RW, 1 ELW, 2 MZF mit CSA-Ausrüstung und 24 Mann wurde die Ausbildung durchgeführt.

Um 6.45 Uhr begann die Ausbildung am Treffpunkt in Wasserburg. Dort wurden die Einsatzkräfte über den Ablauf informiert sowie die Fahrzeuge und Geräte besichtigt, damit jeder im Wackerübungsgelände wußte wo welche Geräte sind und welchen taktischen Einsatzwert die jeweiligen Fahrzeuge haben. Die Fachausbilder von Wacker empfingen uns am Eingangstor zum Werk. Anschließend bekamen wir einen theoretischen Schulungsblock. Dieser bestand aus einem Vortrag über die Wacker Chemie.


Daran knüpfte sich die Gefahrgutausbildung. Die Schwerpunkte waren der allgemeine Ablauf eines Gefahrguteinsatzes unter der Beachtung der GAMS- Regel. Besonderer Schwerpunkt der Ausbildung war die Dekontamination von verletzten Personen und der eigenen Einsatzkräfte unter Chemikalienschutzkleidung. Die Dekontamination im Einsatzfall ist seit der Einführung der FWDV 500 für alle Feuerwehren bindend. Sicherlich kann nicht jede Feuerwehr (je nach Ausrüstung) alle vier Dekontaminationsarten durchführen, aber die Einsatzstellenhygiene sowie den Notdekonplatz kann und muß jede Feuerwehr aufbauen können und betreiben.


Dies wird bei unseren Gefahrgutausbildungen im Landkreis schon seit Jahren geschult und bei den Einsatzübungen wird dieser Aufgabenbereich sehr gewissenhaft von den Landkreisfeuerwehren abgearbeitet. Aber bei allen Übungen zeigt sich immer wieder wie kritisch und genau diese Arbeit ablaufen muß. Der kleinste Fehler kann für die zu dekontaminierte Person zu möglichen gesundheitlichen Schäden führen. Deshalb sollte jede Feuerwehr diese Notdekontamination in Ihren Jahresübungsplan mit aufnehmen. Auch der Bezirksfeuerwehrverband Oberbayern hat die Wichtigkeit dieser Aufgabe erkannt. Da unsere Landkreis-Gefahrgutausbildung in vielen Landkreisen bekannt ist bekam unser Gefahrgutausbilder Christian Hof den Auftrag, zusammen mit einem Gefahrgutausbilderkollegen aus dem Landkreis Berchtesgaden diese Dekontamination, die jede Feuerwehr ablegen kann, zu entwickeln. Im September 2007 wird der BFV Oberbayern eine neue CD „Fortbildung für Führungskräfte Teil 3“ mit vielen aktuellen Themen herausbringen. Wir haben eine Powerpointpräsentation „Dekontamination“ erarbeitet und viele Möglichkeiten aufgeführt und viele Ideen, Anregungen, Erfahrungen, Informationen von TUIS etc. mit aufgenommen. Diese Präsentation kann für die theoretische Schulung verwendet werden, aber den besonderen Schwerpunkt haben wir auf die Praxis gelegt.


Nach dieser sehr interessanten Schulung „Dekontamination“ rüstete sich die erste Einheit für die praktische Einsatzübung aus. Übungsstichwort war : „Verpuffung in einem Forschungslabor- 1 Person“. Der Gefahrgutzug rückte an und der Einsatzleiter erkundete das Schadensobjekt. Neben der dringenden Menschenrettung musste auch die GAMS-Regel beachtet werden sowie Löschmaßnahmen eingeleitet werden und Stoffinformationen gewonnen werden. Das Herausfinden der chemischen Daten gestaltete sich sehr umfangreich, da es keine Eintragungen zu diesem Stoff gab.

Erst als der Angriffstrupp andere Daten übersandt hatte konnte die Einsatzleitung mit einem Ersteinsatzbuch Daten gewinnen. Zugleich wurde die TUIS-Einsatzzentrale über Telefon eingeschaltet. Dabei zeigte es sich wieder einmal, dass das Handy nicht immer die günstigste Lösung ist. Die chemischen Daten wurden dann in den Einsatzleitbus von TUIS gesendet. Somit konnten dann die geeigneten Maßnahmen eingeleitet werden.


Nach der Übung wurden diese mit den Fachausbildern von Wacker besprochen und die Fehler aufgezeigt sowie praktische Tipps gegeben. Anschließend wurde eine kleine Rundfahrt durch das Chemiewerk mit Erklärungen durchgeführt. Damit die gesamten Eindrücke besser verarbeitet werden konnten, wurde eine kleine Mittagspause in einer Gaststätte in Burghausen abgehalten. Dabei wurden über die gewonnen Kenntnisse lebhaft gesprochen. Die Funktionen der gesamten Mannschaft wurden gewechselt, damit jeder eine Chance bekam eine neue Aufgabe zu übernehmen. Am Nachmittag bekamen wir das Übungs-Highlight. Angenommene Übungslage : „Leck an einem Bahnkesselwagen mit Brand, vermutlich eine Person“. Während der Anfahrt konnte sich jeder Teilnehmer seine Gedanken zu dem bevorstehenden Ereignis machen.

Bei dieser Übung wurde eine Vielfalt von Geräten, Chemikalienanzügen, Löschmittel etc. benötigt. Um den Brand zu bekämpfen wurden 50 kg Pulver, 40 l Schaummittel und einige C-Rohre verwendet. Schwierig gestaltete sich der Löscherfolg, da sich das Produkt ständig entzündete. Zeitgleich galt es verschiedene Aufgaben zu bewältigen, z.B.: Personenrettung, Kanaleinläufe, Absperrungen, Windrichtung, Stoffdaten, Umwelt, Aufgabenverteilungen, Dekontamination etc. Der Führungsstab forderte von seiner Mannschaft vieles ab und kam auch an die Grenzen. Es zeigte sich wieder wie wichtig die Zusammenarbeit mit möglichst vielen Feuerwehren, Spezialfeuerwehren, Behörden und TUIS ist. Auch hier war ein großer Schwerpunkt bei der Dekontamination. Eine verletzte Person musste durch den Notdekonplatz geführt werden und vier CSA- Trupps mussten im „normalen“ Dekonplatz gereinigt werden. Dabei kam es auf die Zusammenarbeit der Schmutzig- und Saubertrupps an. Auch die Übergabe im „weißen“ Bereich z.B. an das BRK musste bewältigt werden. Es zeigte sich, dass hier Handlungsbedarf für uns noch besteht.

Die groben Details waren in Ordnung nur die kleinen wichtigen „Feinheiten“ müssen wir uns noch erarbeiten. Nach Übungsende mussten sich die Einsatzkräfte kurz erholen und dann wurde die Übung mit den drei Fachausbildern von Wacker besprochen, die alle Fehler sahen und auch für alle Fehler eine praktische Empfehlung hatten. Viele Tipps wurden Dankbar aufgenommen und werden sicherlich in der Zukunft verwendet. Anschließend durfte die Chemiefeuerwehr besichtigt werden und die TUIS Einsatzzentrale. Auch der neue Gelenkmast der Werkfeuerwehr wurde uns vorgestellt. Gegen 17.00 Uhr traten wir die Heimreise an. Je weiter wir zum Landkreis Rosenheim kamen desto schlechter wurde das Wetter und wir konnten die ersten Unwetteralarme mitverfolgen. In Höhe Wasserburg lösten wir den Gefahrgutzug auf und fuhren zu unseren Wachen zurück. Einige Feuerwehren bzw. Kameraden wurden schon auf der Heimfahrt zu ihren Einsatzstellen gerufen. In den darauf folgenden Stunden waren einige Feuerwehren mit dem Unwetter, Verkehrsunfall und einem Großbrand beschäftigt. Einige Kameraden waren insgesamt bis zu 20 Stunden im Einsatz. (Training Wacker ca. 12 Std, Einsätze ca. bis zu 8 Std ). Dies war für den einzelnen Trainingsteilnehmer eine sehr große Belastung. An dieser Stelle möchten wir und bei den Teilnehmern des Trainingstages nochmals bedanken, dass sie einen ganzen Tag „Freizeit“ geopfert haben um für den eventuellen Gefahrguteinsatz gerüstet zu sein.


Bericht:
Christian Hof, Gefahrgutausbildung KFV Rosenheim
Fotos: Wacker-Chemie


 
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