Landkreis Rosenheim / Burghausen - Im Rahmen der Landkreis-Gefahrgutausbildung
konnte am 12. Mai 2007 zusammen mit den Feuerwehren der Stadt Rosenheim
eine gemeinsame Übung bei einem weiteren Trainingstag bei Wacker
Chemie abgehalten werden.
Die Freiwillige Feuerwehr Rosenheim und ihre Stadtteilfeuerwehren (FF
Pang, FF Aisingerwies) stellten ihren ABC- Zug mit 15 Mann und 4 Fahrzeugen
(TLF 24/50, LF 16 TS, Messfahrzeug, MZF) zur Verfügung. Vom Landkreis
Rosenheim nahmen weiterhin die Feuerwehren Kolbermoor (3 Mann, Rüstwagen),
Schloßberg (5 Mann, LF 16) und Feuerwehr Prien (1 Mann) teil.
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Um 6.30 Uhr setzte sich der Gefahrgutzug vom Treffpunkt an der Feuerwehreinsatzzentrale
Rosenheim in Richtung Wacker Chemie in Bewegung. Nach einer gut zweistündigen
Anfahrt wurde das Gelände von Wacker Chemie in Burghausen erreicht.
Zu Beginn der Ausbildung wurde bei einem Vortrag Wacker Chemie vorgestellt
und anschließend auf die Grundkenntnisse im Gefahrguteinsatz eingegangen.
Besonderer Schwerpunkt war die Dekontamination von verletzten Personen
sowie der eigenen Schutzanzugträger. Danach wurden die Funktionen
der Mannschaften und der Führungsdienstgrade eingeteilt. Anschließend
bewegte sich der Gefahrgutzug zur Übungstelle unter Einsatzbedingungen.
Alarmstichwort für die Einsatzkräfte auf der Anfahrt war : „Chemielabor
Explosion - Person vermisst“. Zugführer und Gruppenführer
erkundeten die Lage, während der Gefahrgutzug im Bereitstellungsraum
stand. Nach der Abarbeitung der Erkundung ( „Regelkreis, Gefahrenmatrix,
UVV“) wurden sofort schlagkräftige und richtungsweisende Befehle
an die Mannschaften gegeben. Sofort wurde ein PA- Trupp mit C- Rohr zur
Brandbekämpfung und dem Suchen der vermissten Person eingesetzt.
Als der Angriffstrupp plötzlich „gesundheitliche Probleme“
bekam wurde der Erstangriff zurückgezogen und weitere notwendige
Maßnahmen eingeleitet. Der „verletzte“ PA- Trupp wurde
sofort dem Notdekonplatz, der gerade teilweise aufgebaut war, übergeben.
Anschließend wurde ein CSA- Trupp eingesetzt. Dieser konnte die
vermisste Person retten und zum Dekonplatz bringen. Anschließend
wurde die gerettete Person im Dekonplatz vorschriftsgemäß gereinigt.
Zeitgleich wurden dann die Stoffdaten analysiert und mit den Einsatzzentralen
der FF Rosenheim und der TUIS Einsatzzentrale sowie den Einsatzleitwagen
(Hommel, Nüßler, Eri-Card etc.) zusammen ausgearbeitet. Somit
konnte der Einsatzleiter die wichtigen Detailinformationen gewinnen und
seine Aufgaben und benötigten Geräte besser einteilen. Zeitgleich
wurde das Feuer im Labor gelöscht und die Chemikaliengefäße
geborgen und getrennt. Dabei wurden einige Trupps eingesetzt die dann
im Dekonplatz gereinigt werden mussten. Nach abgeschlossener Arbeit wurde
eine Einsatzbesprechung mit den Führungskräften und den Mannschaften
abgehalten. Dabei konnten wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungswerte von
den Spezialisten der Wacker Chemie aufgenommen werden.
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Nach dieser sehr anstrengenden Übung wurde eine kleine Mittagspause
in Burghausen abgehalten. Dabei wurden noch viele Eindrücke verarbeitet
und besprochen. Anschließend wurden die Teilnehmer für die
nächste Übung eingeteilt. Alarmstichwort „Bahnstrecke-
Kesselwagen in Brand“.
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Diese Übung war der Höhepunkt des Tages.
Bei der Erkundung der Lage konnte der Zugführer (Einsatzleiter) sofort
einen brennenden Kesselwagen wahr nehmen. Der angerückte Gefahrgutzug
wurde aufgeteilt und sofort wurde mit den Löscharbeiten mit dem Tanklöschfahrzeug
(TLF 24/50- Dachmonitor) begonnen. Bis das Fahrzeug in Stellung war begann
der erste Angriffstrupp mit Pulver das Feuer zu bekämpfen, das nicht
gerade leicht war, da es immer wieder weiter brannte. Der nächste Trupp
begann sofort mit einem Mittelschaumrohr die weitere Brandbekämpfung
einzuleiten bis das TLF einbezogen worden ist. Zeitgleich wurde die verletzte
Person aus dem Brandbereich geborgen. Erst durch den massiven Schaumeinsatz
des TLF über den Dachmonitor konnte das Feuer gelöscht werden
sowie die weitere Umgebung gesichert werden. Dabei wurden allein vom TLF
500 Liter Schaum verwendet. Dabei zeigte es sich auch, dass die richtige
Schaumqualität (Zumischung- Leicht-Mittel- Schwerschaum) das „A
und O“ ist. Die restliche Mannschaft baute den Dekonplatz (Notdekon)
auf und musste als erstes die verletzte Person reinigen. Anschließend
musste der erste Angriffstrupp massiv versorgt werden, da „Flusssäure“
auf die Beine des Trupps gelangt war. |
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Die „Verletzungen“ mussten gespült werden und zeitgleich
die Kleidung ausgezogen werden. Anschließend wurde die Personen dem
Rettungsdienst übergeben. Auch weitere CSA- Trupps wurden eingesetzt
um das Leck an einer Armatur abzudichten.
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Anschließend wurde wieder eine Einsatzbesprechung abgehalten. Beeindruckend
war die benötigte Schaummenge und die kurze Löschzeit um den
„Brand“ zu bekämpfen sowie das Verhalten des Schaums
auf dem Behälter bzw. seitlich an zubringen um eine geschlossen Schaumdecke
zu erhalten. Im Ernstfall müssten sofort in der Anfangsphase größere
Mengen an Schaumvorräten bzw. Sonderfahrzeuge angefordert werden.
Auch das Funktionieren des Notdekonplatzes bei mehreren verletzten Personen
darf man nicht unterschätzen. Bei der Übungsbesprechung zeigte
sich auch sehr, wie schnell man im Ernstfall an die persönlichen
und feuerwehrtechnischen Grenzen gelangt. Um so wichtiger ist es auch
in Zukunft gemeinsam mit allen Feuerwehren zu üben.
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Im Anschluss wurde der Gefahrgutzug in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine
Gruppe konnte die Feuerwache der Chemiefeuerwehr mit der Einsatzzentrale
TUIS besichtigen und die andere Gruppe bekam eine Besichtigungsfahrt durch
die Firma Wacker. Auch hier zeigten alle Teilnehmer großen Respekt
vor den Chemikalien, die hier verarbeitet werden und was bei einem Unfall
alles passieren kann.
Zum Trainingsschluss bekam jeder Teilnehmer von der Chemiefeuerwehr ein
Zertifikat über diese Ausbildung. Gegen 17.45 Uhr verließ der
Gefahrgutzug das Chemie Werk und begann sich auf die Heimfahrt. Auf den
Wachen wurden dann die Geräte und Fahrzeuge wieder bestückt
und gegen 20.45 Uhr war alles geschafft. Die Teilnehmer opferten nicht
nur einen Tag „Urlaub“ sondern waren gut 14,5 Std auf den
Beinen. Alle Teilnehmer arbeiteten sehr fleißig und gut zusammen.
Die körperliche Anstrengung war jedem anzumerken. Ganz besonders
zu erwähnen war die hervorragende Zusammenarbeit der verschiedenen
Feuerwehren. Man konnte nicht feststellen, dass sechs verschiedene Feuerwehren
tätig waren. Es war eine eingeschweißte Mannschaft, die sich
gegenseitig hervorragend ergänzte. Einen besondereren Dank möchten
wir an dieser Stelle für die zur Verfügung Stellung der Fahrzeuge
und Geräte der teilnehmenden Wehren aussprechen. Ebenso möchten
wir uns bei der Feuerwehr Rosenheim für die Bereitstellung der Sonderlöschmittel
bedanken.
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Für die teilnehmenden Feuerwehren der letzten Jahre sowie für
die neu gewonnen Kenntnisse bitte ich alle den Aufgabenbereich „Dekontamination“
(FWDV 500) noch mehr verstärkt in den Übungen mit auf zu nehmen,
denn diese Aufgabe kann jede Ortsfeuerwehr egal mit welchem Fahrzeug übernehmen.
Dieser Teilabschnitt ist einer der wichtigsten Aufgaben während eines
Einsatzes und darf nicht unterschätzt werden.
Voraussichtlich werden wir in 2008 wieder einen Trainingstag bei Wacker
Chemie erhalten können. Eine entsprechende Teilnahmeabfrage werden
wir im Herbst dieses Jahres an die Feuerwehren im Landkreis durchführen.
Zum Schluss möchten wir uns bei allen Teilnehmern der beiden Trainingstage
2007 bei Wacker Chemie für die Teilnahme bedanken, sowie bei den
Wacker-Werkfeuerwehrausbilder für die Vermittlung der vielen wertvollen
Erfahrungen.
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Bericht: Christian Hof, Gefahrgutausbildung
KFV Rosenheim
Fotos: Christian Hof u. Wacker-Chemie
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