Kolbermoor - Mit modernster Informationstechnologie wird künftig
die Kolbermoorer Feuerwehr zu den Einsätzen ausrücken. Ob zu
größeren Bränden, Überflutungen, Gewässergefährdungen
oder Vermisstensuche - die Einsatzleitung hat jetzt alle relevanten Daten
stets EDV-gestützt parat - sei es im Feuerwehrhaus oder über
UTMS direkt am Einsatzort im Einsatzleitfahrzeug.
Im Rahmen eines Pilotprojektes von Baumann-Bayern-GIS aus dem Geo-Kompetenzzentrum
Kolbermoor setzt die Kolbermoorer Feuerwehr ein fachübergreifendes
Geo-Portal ein - als erste freiwillige Feuerwehr Bayerns im ländlichen
Raum.
«Für uns ist das eine spürbare und große Erleichterung,
sowohl beim Einsatz selbst als auch bei der Dokumentation und Nachbearbeitung»,
hat Feuerwehrkommandant Richard Schrank bereits festgestellt, seitdem
er sich mit dem neuen System vertraut gemacht hat. Er erinnert beispielsweise
an den Ölunfall an der Mangfall in diesem Frühjahr, als man
umständlich sämtliche Lagepläne im Feuerwehrhaus an die
Wand gehängt hatte und per Hand aktualisieren und dann auch teilweise
noch abfotografieren musste.
«Mit dem neuen System können wir nicht nur per Beamer die
verschiedensten Pläne an die Leinwand werfen, sondern auch sofort
die jeweiligen Änderungen eingeben. Außerdem ist es nicht mehr
notwendig, dass alle Beteiligten sich im Einsatzraum zusammenfinden, da
wir die Daten entweder sofort per E-Mail versenden können oder andere
Einsatzkräfte wie THW oder BRK die Möglichkeit haben, per Passwort
Zugang zu bekommen - das ist die große Innovation. Derjenige kann
sich dann bereits vor Ort befinden und uns seinerseits via Laptop Rückmeldung
geben.» Auch Ortsfremde kann man somit punktgenau zum Einsatzort
lotsen.
Auf einen Blick kann man jetzt genau festlegen, wo im Gelände Einsatzkräfte
platziert werden, welche Gebiete - beispielsweise bei einer Vermisstensuche
- bereits abgesucht sind oder im Falle eines Wasserrohrbruchs erkennen,
wo sich der nächste Schieber befindet. «Bisher musste soetwas
teilweise zeitraubend gesucht werden oder Bauhof oder Wasserwirtschaftsamt
mussten erst mit Kartenmaterial anrücken», so Schrank. Detaillierte
Luftbilder sind ebenfalls eine große Hilfe, wenn Eile geboten ist.
Das Geo-Portal ist eine Weiterentwicklung von Geografischen Informationssystemen
(GIS), die bisher überwiegend in den kommunalen Verwaltungen und
auch im Kolbermoorer Rathaus im Einsatz sind. «Der wesentliche Vorteil
ist die fachübergreifende Nutzung auch für die Feuerwehr sowie
für Bürgerinformation, Wirtschaft und Tourismus. Künftig
werden darin die gesamte kommunale Infrastruktur sowie alle relevanten
Informationen für die Feuerwehren und weiteren Hilfsorganisationen
verfügbar sein», so Johann Baumann vom Geo-Kompetenzzentrum
Kolbermoor.
Die Daten werden auf einem Geodatenserver in einem professionellen Rechenzentrum
zentral zur Verfügung gestellt. Der Zugang erfolgt über das
Internet. Im Bedarfsfall können zusätzlich aktuelle Daten von
weiteren Behörden wie zum Beispiel die aktuelle Hochwasserlage oder
deren Prognosen mit zugeschaltet werden. Auch für den Katastrophenschutz
«Mangfallhochwasser» ist man bestens gerüstet: Mit dem
Geo-Portal stehen alle vorbeugenden Maßnahmen sowie die aktuelle
Lage aller relevanten Informationen bestmöglich zur Verfügung
wie zum Beispiel die digitalen Karten der Überflutungsbereiche und
Wassertiefen des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim.
Für jeden einzelnen Bereich sind die vorsorglichen Maßnahmenpläne
dargestellt und die dazugehörigen Informationen abrufbar - wie viele
Sandsäcke oder Abdichtfolien werden für die jeweiligen Abschnitte
benötigt, welche Straßen oder Brücken müssen gesperrt
werden, in welchen Bereichen müssen wie viele Menschen evakuiert
werden. Ein weiteres Novum ist die Möglichkeit, die Bevölkerung
zielgerichtet zu informieren. Bei Bedarf kann die Sicht auf bestimmte
Daten freigeschaltet werden - sei es Evakuierungsbereiche, Sammelstellen,
Straßensperren und vieles mehr.
Da die Stadt Kolbermoor das bestehende GIS-System mit dem Geo-Portal
ergänzt, wird damit die Nutzung der Geodaten für jeden Mitarbeiter
möglich. «In diesem Zusammenhang sind für die Feuerwehr
entsprechende Funktionalitäten mit berücksichtigt worden, sodass
es für die Feuerwehr kostenfrei ist», erklärt Johann Baumann.
Es sei beabsichtigt, das Geo-Portal für die Bürgerinformation
und Wirtschaftsförderung weiter auszubauen mit interaktivem Stadtplan,
Buslinien, Handel und Gewerbe.
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