KFV-Rosenheim
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Ausbilderschulung
bei der FF Pullach
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Pullach - Ausbildung ist viel mehr, als nur sein Fachwissen den Teilnehmern
zu erzählen. Diese Erkenntnis gewannen 13 Feuerwehrmänner und
eine Feuerwehrfrau bei einer speziellen Ausbilderschulung der Freiwilligen
Feuerwehr Pullach.
Die Anforderungen, die an die Aktiven aller Feuerwehren gestellt werden,
wachsen stetig. Um alle Anforderungen bestens meistern zu können,
heißt es für die Wehren trainieren, trainieren und nochmals
trainieren. Der Pullacher Kommandant Josef Hofmann hat dafür für
seine Wehr ein eigenes Ausbilderteam zusammengestellt. Diesem Team gehören
neben bereits seit langen Jahren tätigen Gruppenführern auch
junge Einsatzkräfte an. Gemeinsam machen sie ihre Kameradinnen und
Kameraden fit für ihre Einsätze. Zu Beginn des neuen Jahres
hieß es für diese Gruppe selbst erst einmal die Schulbank drücken.
In einem speziellen Workshop „Gestaltung von Aus- und Fortbildungen
im Feuerwehrdienst“ bereitete Ulrich Rose, Gruppenführer der
Pullacher Wehr und seit Jahren im Bereich der Ausbilderschulung für
Hilfsorganisationen tätig, das Ausbildungsteam auf seine Aufgaben
vor.
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Schnell zeigte er dabei auf, dass es in der Ausbildung sehr wichtig ist
zu wissen, wie Menschen lernen. Abgeleitet von diesen Erkenntnissen sind
Schulungen, auch im Feuerwehrdienst, teilnehmeraktivierend zu gestalten.
Dabei reicht eine reine Fachkompetenz, mit der das Wissen einfach vorgetragen
wird, nicht aus. Gefragt sind auch Methoden- und Sozialkompetenz beim Ausbilder.
Bildungsforscher John Hattie hat es sehr deutlich formuliert: „Es
liegt in der Verantwortung des Ausbilders, die Kompetenzen des Lernenden
zu entwickeln. Der Ausbilder muss sich als Aktivator begreifen. Das heißt,
er achtet stets darauf, ob der Lernende etwas lernt.“
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Die Schulung in Pullach war so aufgebaut, wie es zum erfolgreichen Lernen
notwendig ist. Auf Phasen der Informationsaufnahme folgten Phasen, in denen
die Teilnehmer selbst ihr erlerntes Können gleich zeigen konnten. Zu
Beginn wurde den Teilnehmern das Wirkungssystem Unterricht vorgestellt.
Es beinhaltet die 8 didaktischen Elemente (Lernziel, Ausbilder, Lernender,
Inhalt, organisatorischer Rahmen, Methoden, Mittel und Erfolgskontrolle),
die den Unterricht bestimmen. Danach zeigte Ulrich Rose auf, wie und wann
unser Gehirn überhaupt in der Lage ist, neues Wissen aufzunehmen sowie
langfristig zu speichern. In einer Gruppenarbeit erarbeiteten die Teilnehmer
nun, wie ein erfolgreicher Unterricht gestaltet werden kann. Bei der Präsentation
ihrer Ergebnisse konnten sie ihre ersten Lernerfahrungen gleich demonstrieren.
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Besonders aufschlussreich war für die Teilnehmer eine kleine Übung
direkt nach dem Mittagessen. Ohne Rückfragen stellen zu können,
zeichneten alle Mitwirkenden eine Anordnung geometrischer Figuren auf, die
vom Teilnehmer Mathias Spintzyk ohne Möglichkeit der Visualisierung
nur mit Worten beschrieben wurde. Alle hörte das Gleiche, aber die
Ergebnisse waren doch recht unterschiedlich. Zu vermittelnde Informationen
sind also parallel für mehrere Eingangskanäle des Teilnehmers
aufzubereiten, damit das Wissen so aufgenommen wird, wie es vom Ausbilder
gemeint ist.
Bewusst wurde dabei in diesem Seminar überwiegend nicht
mit Powerpoint-Präsentationen gearbeitet. Wird der zu vermittelnde
Stoff z.B. mit Hilfe eines Flipchart oder an Pinwänden erarbeitet,
können die Teilnehmer mehr Stoff im Langzeitgedächtnis abspeichern
als bei den teilweise vorkommenden „Folienschlachten“ mit Notebook
und Beamer. Auch hier gilt wie so oft: die richtige Dosierung ist entscheidend.
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Letzter Höhepunkt war die Methode zur Vermittlung praktischer Maßnahmen.
Im Feuerwehrdienst werden von den Aktiven primär praktische Aktivitäten
gefordert. Deshalb ist es wichtig, diese effizient zu vermitteln. Die „Drei-Stufen-Methode“
(Vormachen, Nachmachen und Üben) ist dabei ein hilfreiches Instrument
zur Vermittlung der Praxis. Bei sehr komplexen praktischen Maßnahmen
wird das Modell um eine weitere Stufe (Erläuterung) gleich zu Beginn
erweitert. Die Umsetzung wurde von den Teilnehmern am Praxisbeispiel Knotenkunde
noch im Seminar geübt.
Alle Teilnehmer waren sich am Ende der Qualifizierung einig, es war für
alle ein schöner und gewinnbringender Tag. Das erlernte Wissen kann
dabei nicht nur im Feuerwehrdienst eingesetzt werden. Auch Ausbildungsleiter
Ulrich Rose und Kommandant Josef Hofmann waren mit dem Ablauf der Schulung
und den gezeigten Leistungen der Teilnehmer sehr zufrieden. Der Kommandant
brachte es kurz auf den Punkt: „ es ist interessant und schön
zu sehen, welche Talente in unserer Wehr schlummern“. Der erfolgreichen
weiteren Ausbildung der Feuerwehr Pullach im Jahr 2014 steht nun nichts
mehr im Weg.
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Bericht: Ulrich Rose, Gruppenführer FF Pullach
Fotos: FF Pullach
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